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"Oscar’s tiny houses" Zug, 2023–2026
Bauherrschaft: Stiftung Oscar Menz, Unterägeri
Zusammenarbeit mit: Küng Holzbau AG, Sarnen
HLKS: H5 Haustechnik AG, Cham
Elektroplanung: Elo Plan AG, Baar
Das sich im Besitz einer Stiftung befindliche, über 70-jährige Einfamilienhaus ist an der Grenze seiner Lebensdauer angelangt. Die Liegenschaft befindet sich auf einem 417m² grossen Grundstück im Guthirt-Quartier in der Stadt Zug. Dieses Wohnquartier östlich der Industriestrasse, welches in der Entstehung am Rande der Stadt war, ist nun ein attraktiver, beliebter und ruhiger Wohnort mitten in der Stadt Zug. Öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen befinden sich in unmittelbarer Nähe. Die Stiftung bietet Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung verschiedene Angebote im Bereich Wohnen und Tagesstruktur. Die bestehende Liegenschaft wird heute von drei bis vier Personen im Rahmen des begleiteten Wohnens genutzt. Dieses Nutzungsangebot soll auch im Neubau weiter umgesetzt werden.
Der Ersatzneubau soll das Potential der des Ortes optimal nutzen und möglichst vielen Personen attraktiven Wohnraum bieten. Anstelle eines grossen Hauses sollen mehrere, kleinere Einheiten entstehen. Die Wohneinheiten sind kompakt und zweckmässig, trotzdem sind verschiedene Wohnformen innerhalb der Einheiten denkba. Die Ausgewogenheit von gemeinschaftlich genutzten Raumzonen und privaten Rückzugsorten im Innen- sowie im Aussenraum bietet den Bewohnern weitere Wohnqualitäten. Die Parzelle gehört zur Wohnzone W2c. Mit einer Ausnützungsziffer von 0.5 lassen sich knapp 210m² anrechenbare Geschossfläche realisieren. Geplant sind drei identische, aneinandergereihte Wohneinheiten: kleine Reihenhäuser, sogenannte „tiny houses“. Es gelingt auf 70m² und 3.45m Raumtiefe eine eigenständige, in die Höhe gestapelte individuelle Wohnwelt zu entwickeln. Durch die Einführung des Splitlevels (um ein halbes Geschoss versetzte Ebenen) wird eine sehr effiziente vertikale Erschliessung umgesetzt. Gleichzeitig ergibt sich eine räumliche Zonierung, wodurch jedes der kleinen Häuser grösser und vielseitiger wirkt. Das von Norden nach Süden leicht abfallende Gelände unterstützt die Anbindungen der Erdgeschosse mit ihren unterschiedlichen Höhenlagen. Auf dem oberen Erdgeschoss, auf der Nordseite, befindet sich der Koch- und Essraum. An diesem belebten Ort befindet sich auch der Hauseingang über eine Treppe. Durch dieses Konzept hat jedes Haus Zugang zum gemeinsamen Aussenraum, dem gekiesten „Eingangshof“ aller drei Häuser. Ein Teil der Küchenfront (Schränke) kann als Garderobe genutzt werden. Das Wohnzimmer liegt ein halbes Geschoss tiefer, hier besteht ein spannender, offener Sichtbezug zum Essbereich. Der Gartenraum im Süden, erreichbar über das Wohnzimmer, ist ein gut besonnter, weiterer Aussenraum. Die zwei Schlafzimmer mit jeweils eigenen, kompakten Bädern erreicht man über die Treppenläufe nach oben. Eine „Dachzinne“ zuoberst auf dem Dach ist ein wunderbarer Rückzugsort. Technik, Keller und Waschküche befinden sich im Untergeschoss. Sie sind über den Wohnraum erschlossen und mit einer Türe abgetrennt.
Das Wohnprinzip der seriellen Addition soll sich auch innerhalb der Architektur nach aussen manifestieren, dennoch versteht sich das Projekt als Haus im Haus. Grosszügige, raumhohe Fenster lassen natürliches Licht tief in den Baukörper dringen. Die Eckhäuser sollen durchaus von ihrer Lage profitieren und seitlich zusätzliche Fenster erhalten, welche jedoch in ihrer Grösse untergeordnet werden, damit die Hauptausrichtung klar sichtbar bleibt. Nur der Sockel ist aus Ortbeton. Ansonsten soll ein reiner Holzbau umgesetzt werden. Die Bauherrschaft setzt sich hohe Ziele betreffend Nachhaltigkeit. Auch im Betrieb wird ein möglichst ressourcenschonendes Gebäude angestrebt. Dafür wird eine möglichst grosse PV-Fläche umgesetzt. Die Wärmeerzeugung wird mittels einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, zentral für alle drei Einheiten, bereitgestellt.






