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Ersatzneubau Aufbahrungshalle Friedhof Zugerstrasse, Unterägeri, 2023
Studienauftrag auf Einladung
Bauherrschaften: Gemeinde Unterägeri
Zusammenarbeit mit: Ort AG für Landschaft
Die 1860 eingeweihte, imposante neugotische Kirche an der Zugerstrasse steht auf einer künstlich angelegten und ummauerten Terrasse mit repräsentativem Aufstieg. Kirche und Friedhof bilden eine symmetrisch angelegte Sakralanlage, die für Unterägeri ortsprägend ist. Die Kirche und ihre ummauerte Terrasse, als historische Einheit zu verstehen ist essenziell, um dieser Bauaufgabe und der bedeutungsvollen Lage gerecht zu werden. Mit dem Abbruch des alten Abdankungsgebäude, dem Rückbau der Zivilschutzanlage und der Verschiebung der Urnenwand kann die östliche Einfriedung des Friedhofs wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht werden und eine Wunde geheilt werden, die zu einer unklaren Situation geführt hat.
Die neue Aufbahrungshalle wird deshalb sehr bewusst nicht direkt an die Friedhofmauer angeschlossen, sodass die Terrasse der Kirche ihre Eindeutigkeit zurückgewinnt und ihren unangetasteten Charakter wieder erhält . In der Fortsetzung des Schulweges entsteht durch das Gegenüber von der Kirche auf ihrer Terrasse und der Abdankungshalle, eine kleine Gasse, welche entlang der Friedhofmauer zum Kirchplatz führt – wir nennen sie Kirchgässli. Die neue Aufbahrungshalle wird als für sich fassbares, allseitig umgehbares und erlebbares Gebäude präzise in den Ort eingefügt. Südlich, der Aufbahrungshalle vorgelagert, analog zur Kirche, ist ein Grünraum vor dem Hauptzugang angeordnet, welcher mit Bäumen volumetrisch erweitert wird und einen harmonisches Zusammenspiel schafft.
Dem Schutz der Trauernden, der Verbindung zur Kirche/Friedhof und dem Respekt vor den Gestorbenen wird im Projektvorschlag besondere Beachtung geschenkt. Eine allseitige Mauer aus Stampflehm definiert die annähernd quadratische Grundform des sakralen Baus. Innerhalb dieser Form werden die Aufbahrungsräume, der Urnenraum und die Nebenräume L-förmig platziert, so dass ein intimer Aussenraum – ein Patio – entsteht. Die Nebennutzungen, Werkhof, Toiletten und der Zugang des Bestatter sind folgerichtig von Norden bzw. Osten vom Alten Turnplatz erschlossen. Die sensiblen und andächtigen Räume der Aufbahrung werden über den geschützten Patio erreicht. Der Patio selber hat zwei Zugänge, einen schwellenlosen angrenzend zum Friedhof und der Kirche an der Westseite sowie einen zweiten nach Süden über den vorgelagerten Gartenraum.